Queerer Stadtrundgang statt CSD

Marc-Bernhard Gleißner

Corona war und ist für viele gesellschaftlichen Gruppen
eine große Herausforderung. Gerade für Menschen, für die das soziale Miteinander ein Netz ist, um ihren Alltag zu bewältigen. Es gibt Gruppen, die das soziale Miteinander brauchen, um ökonomisch durch den Alltag zu kommen und andere, die wegen mangelnder Sichtbarkeit im Alltag der Gefahr ausgesetzt sind, ausgegrenzt und mit ihren gesellschaftlichen Bedürfnissen nicht wahrgenommen zu werden.

Die Wahrnehmung der queeren Szene, also aller Menschen, die sich nicht als heterosexuell oder jenseits der Mann-Frau-Einordnung verstehen, war durch Corona stark beeinträchtigt: Es fehlte an queeren Schutzräumen, die zum Austausch, gegenseitigen Stärken und gegen gesellschaftliche Isolation wirkten. Es gab keinen CSD, der sonst wie jedes Jahr die gesellschaftlichen Interessen und politischen Forderungen von LGBTIQ*s (Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle, Queere) sichtbar machte. Dass es einen CSD auch 2020 braucht, zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Uni Bielefeld, dass fast jeder dritte Homosexuelle im Arbeitsleben diskriminiert wird. In Trier hat das
Schmit-Z mit dem innovativen Konzept des Queergartens die Sichtbarkeit der Community hergestellt und einen offenen Ort der Zusammenkunft für alle eröffnet.

Nun sollten wir am 12. und 17. September der Einladung zum queeren Stadtrundgang, den es statt dem CSD-Fest gibt, folgen, um gemeinsam ein Zeichen von Sichtbarkeit, Vielfalt, Inklusion zu setzen und sensibel zu sein für Diskriminierungen, die auch während Corona für viele Realität sind. Die Linksfraktion hält in diesem Zusammenhang die Forderung weiterhin aufrecht, endlich die Stelle eines kommunalen Queerbeauftragten zu schaffen.