Anfrage zu Kulturleitlinien der Stadt Trier

1: Welche Ziele des Kulturleitbildes wurden umgesetzt?

Im Handlungsfeld Kultur Für Alle — Teilhabe und Soziokultur wurden durch die Einführung des

Kultursemestertickets „Di-Mi-Do", die geplante Einführung der Solidar-Karte und der Theater-Familienkarte Maßnahmen geschaffen, die allen Menschen unabhängig von ihrem Einkommen die Teilhabe an Kultur zu ermöglichen. Hinzu kommen eine erkleckliche Anzahl auch von eintrittsfreien Kulturveranstaltungen wie ZB. das Picknick-Konzert oder der Kulturhafen Zurlauben.

Im Handlungsfeld Kultur und Bildung wurden ebenso zahlreiche Maßnahmen für alle Gesellschafts- und Altersgruppen in den städtischen Kultureinrichtungen eingeführt und dauerhaft verankert. Hierzu zählt das breite Bildungsangebot im Theater Trier mit partizipativen Angeboten für alle Altersgruppen und das Selbstverständnis des Stadtmuseums Simeonstift als außerschulischer Lernort von der Kita bis zur Universität. Die Stadt Trier unterstützt zudem Einrichtungen der kulturellen Bildung finanziell (bspw. Kunstfähre/Kunstjolle, eine in der Trägerschaft des TUFA Trier e.V. stehende Fachstelle für die Entwicklung und Verankerung künstlerischer Angebote im Schulalltag und in der frühkindlichen Bildung), 2019 führte die Stadt Trier erstmalig den Kulturwandertag für Trierer Schulen durch der die Trierer Kultur- und Bildungseinrichtungen an zwei Tagen kostenlos für Kinder und Jugendliche zugänglich macht.

Handlungsfeld Kultur und Wirtschaft Mit dem Ziel, die Potenziale der Kreativwirtschaft zu fördern, entwickelte die Wirtschaftsförderung die Veranstaltungsreihe „Cross„Learning" und kooperierte mit der Hochschule Trier bei den Design- und Kulturtagen. Seit 2017 wurden zudem zahlreiche Veranstaltungen, die die Kreativwirtschaft adressieren, durchgeführt (Start Up-Camp und

Hackathons). 2019 folgte die Publikation einer Studie zur Kreativwirtschaft am Standort Trier und der Aufbau des Digital Hubs Region Trier.

Im Handlungsfeld Kulturelles Erbe und Stadtkultur wurden zur Inszenierung des Römischen Erbes als zentrales Alleinstellungsmerkmal Triers zahlreiche innovative Projekte entwickelt, die die Stadtgeschichte lebendig erlebbar machen: Hierzu zählt das Festival „Porta hoch drei", die Erlebnisführungen- der TTM, die Einführung der Antiken-Card, die Programme im Rahmen der

Landesausstellungen zu Konstantin (2007) und Nero (2016), sowie die „Illuminale", die sich auf die Inszenierung aller UNESCO-Weltkulturerbestätten konzentriert. Das Stadtarchiv mit Schatzkammer und Weltdokumentenerbe nimmt zudem die Aufgabe wahr, Trier als Kulturstadt des Mitteialters neu zu akzentuieren und arbeitet mit mediendidaktischen Methoden, um zeitgemäße Zugänge hierzu zu eröffnen. Zu nennen ist auch das Karl-Marx-Jahr 2018, in dessen Rahmen zahlreiche innovative Projekte die Stadtkultur durch mehr als 300 Programmpunkte lebendig erfahrbar machten. Mit der Marx-Guide-Web-App wurde zudem eine zeitgemäße Vermittlungsform eingesetzt. Darüber hinaus sind weitere Aktivitäten in Vorbereitung, um Triers Alleinstellungsmerkmale auf innovative Weise zu präsentieren, z.B. die „Trierer Unterwelten" ab Herbst 2020.

2: Wie schätzt die Verwaltung die Umsetzung des Kulturleitbildes ein?

a) Wo sieht die Verwaltung Erfolge?

Es ist als Erfolg des Kulturleitbilds zu werten, dass sich zahlreiche der hier genannten Projekte einem der formulierten Handlungsfelder zuordnen lassen, aber darüber hinaus synergetische

Wirkung entfaltet haben: Erfolgreiche Maßnahmen in der kulturellen Bildung führen zu einem

größeren Grad kultureller Teilhabe, zeitgemäßes Stadtmarketing denkt die moderne Inszenierung des kulturellen Erbes mit, die Erschließung öffentlich zugänglicher Spielorte für Kunst und Kultur trägt wiederum zur kulturellen Teilhabe bei. Insofern haben sich die Kulturleitlinien bewährt.

Ein Erfolg ist auch die Schaffung der Kulturförderrichtlinien, durch die Orientierung und Transparenz für Verwaltung und Kulturschaffende bspw. bei der Bewilligung von Fördermitteln ermöglicht wird, sowie die Einrichtung des Förder-topfs für Mottoförderungen. Durch die Anlehnung der jährlichen Motti an das Leitthema des Kultursommers Rheinland-Pfalz wurde hier eine zusätzliche Förderquelle für Kulturschaffende eröffnet.

b) Wo greifen Ziele des Kulturleitbildes nicht?

Als nicht zu realisieren hat sich das Ziel herausgestellt, eine in der Verwaltung angesiedelte zentrale

Mittelakquise für Kultursponsoring durch lokale Unternehmen zu implementieren.

c) Wo sieht die Verwaltung Nachholbedarf?

Eine noch bessere Vernetzung und Zusammenarbeit von städtischen und nicht-städtischen Trägern, moderiert durch die Stadtverwaltung ist in den Bereichen Kultur und Bildung anzustreben. Zudem ist wünschenswert, das kulturelle Angebot im Bereich Urbanität sowie für Menschen im jungen Erwachsenenalter stärker zu fördern. Ansonsten ist Kulturpolitik ein ständig fließender Prozess. Wir versuchen, all unsere Projekte ständig mit den Leitlinien in Einklang zu bringen. Welche Projekte konkret in der Planung sind, ist fortwährendes Thema jeder Kulturausschusssitzung.

3: Welche Ergebnisse wurden unter dem Punkt „laufender Aufgabenkritik" erzielt?

Die positiven Ergebnisse im Rahmen der laufenden Aufgabenkritik sind bereits dargestellt, vor allem hinsichtlich der Umsetzung (siehe Antwort zu 1) und bei den Erfolgen (siehe Antwort zu 2).

4: Plant die Verwaltung eine Evaluierung des Kulturleitbildes unter öffentlicher Beteiligung wie es 2014 angedacht war?

Die Kulturleitlinien wurden nicht unter meiner personellen Verantwortung aufgestellt. Sie sind sehr offen formuliert und in vielen Punkten unkonkret, ich kann aber meine kulturpolitischen Ziele für die

Stadt Trier problemlos darunter fassen. Die Leitlinien haben kaum spezifischen Trier-Bezug. Die Förderung kultureller Teilhabe, kultureller Bildung und des kulturellen Erbes sind allgemein anerkannte Ziele jeder guten Kulturpolitik. Letztlich wird man bei einer Evaluation nur zu dem Ergebnis kommen können, dass man gerade diese Offenheit will oder dass man die Leitlinien mit spezifischen inhalten neu auflegen muss. Solche Prozesse wecken aber immer wieder finanzielle Erwartungen, die angesichts der Finanzlage und der Auflagen der Kommunalaufsicht nicht erfüllbar sein werden. Eine Evaluation ist deshalb kein einfacher Prozess. Das Dezernat ist derzeit erheblich gebunden mit der Vorbereitung der Großprojekte TUFA-Anbau und Theatersanierung. Bis diese

Prozesse auf das Gleis gesetzt sind, sollte eine Evaluation hinausgeschoben werden.