Zur Abschaffung der Antikenfestspiele

Katrin Werner

Kultureller Kahlschlag in Trier – zur Abschaffung der Antikenfestspiele - ein Kommentar von Katrin Werner

In der Sitzung vom 16.11.’10 beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit die Abschaffung der Antikenfestspielen. Damit folgt Trier einem bundesweiten Trend, dass kulturelle Projekte eingestampft werden. Ich habe in der Sitzung mit Nein gestimmt.

Es mag vielleicht einigen auf die Nerven gehen. Aber ich werde es hier noch ein Mal äußern: Kultur kostet! Kultur kostet auch gerade dann, wenn man sich wie Trier als Kulturstadt versteht und versucht in der Quatropole – der kulturellen Partnerschaft der Städte Luxembourg, Metz, Saarbrücken, Trier – eigene Kulturakzente zu setzen.

Desto unverständlicher ist es für mich, dass Stadtvorstand und Stadtrat hinter der Absetzung der Antikenfestspiele steht. Wenn man die Entscheidung trifft, Kulturstadt zu sein, dann muss man dies auch konsequent vertreten.

Für mich als LINKE ist es wichtig, dass die Antikenfestspiele erhalten bleiben. Das Streichen von Kulturereignissen bedeutet auch einen großen Verlust für kulturelle und soziale Teilhabe für alle BürgerInnen. Und die Erfahrung aus anderen Städten zeigt uns: Im kulturellen und künstlerischen Bereich einmal „abgewickelte“ Einrichtungen und Projekte bleiben verloren, sie lassen sich nicht wieder aufbauen.

Mit der Absetzung der Antikenfestspiele beginnt nun auch in Trier der kulturelle Kahlschlag.

Der Trierer Stadtrat wird mit dieser Entscheidung auch ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen. Denn am gleichen Tag wurde mit großer Mehrheit eine Kultur- und Tourismusabgabe beschlossen. Und als nächstes wird eines der großen Trierer Kulturereignisse gestrichen.

Es ist ganz klar, dass Kultur dann nur unter ökonomischer Perspektive betrachtet wird. Dann muss auch ganz klar herausgestellt werden, dass die Kulturabgabe nur dazu dienen soll, die Finanzlöcher der Stadt zu stopfen. Aber die Gelder werden nicht verwendet, um Kultur einen besonderen Förderungsstellenwert zuzusprechen.

Ich habe in anderen Stadtratssitzung geworben, für eine Erhaltung der Antikenfestspiele zu stimmen. Die Experten in der Region sprechen sich alle gegen die Absetzung aus. Sie weisen darauf hin, dass die Lebensqualität in der Region eingeschnitten werde. Denn Kultur ist öffentliche Daseinsfürsorge

Kultur gehört zu den gesellschaftlichen Bereichen, die nicht nach einer ökonomischen Logik funktionieren dürfen. Kultur bietet die Möglichkeit des Meinungsaustausches, der Kritik, der Meinungsfreiheit und der kreativen Entfaltung von Menschen.

In der gestrigen Sitzung hatte der Stadtrat die Möglichkeit sich für Kultur, Freiheit und Kreativität auszusprechen oder sie gegen eine ökonomische Logik auszuspielen. Leider hat er sich für die letztere Alternative ausgesprochen. Das Resultat ist, dass sich Trier ein Teil seiner kulturellen Vielfalt selbst beraubt hat. Kultur scheint eben nur dann etwas wert zu sein, wenn sie sich finanziell lohnt. Dies ist die traurige Erkenntnis der gestrigen Stadtratssitzung.